Schwedens rote Schule

Die Volkshochschule Kvarnby in Malmö nimmt Partei und ist auf vielen Feldern der Erwachsenenbildung nach skandinavischem Muster aktiv

Die Fotos und Plakate an den Wänden zeigen, dass man sich hier als Teil einer linken und internationalistischen Bewegung versteht. »Red Power. Warning! This is Indian Country. No trespassing«, steht auf dem Poster neben der Tür zu dem Raum, wo Englischlehrerin Lisa Romée gerade Einzelunterricht gibt. Viel los ist hier in der Kvarnby Folkhögskola gerade nicht. Wegen Corona findet ein großer Teil des Unterrichts ausschließlich online statt. In der Cafeteria »Plugghästen«, was Streber bedeutet, sind nur wenige der roten Plastikstühle an den Tischen besetzt. Derweil wird in der Küche fleißig die Pizza vorbereitet, die es heute geben soll. Fünf Stellen für Menschen mit Behinderungen wurden hier geschaffen, die Kommune finanziert sie. Madeleine Bonnevier hat als »pädagogische Arbeitsberaterin« die Mütze auf, Mario, Ola und Marcus sind mit sichtlicher Begeisterung bei der Arbeit. Alle drei tragen mit Stolz das Kvarnby-T-Shirt mit dem roten Stern.

Ihren Namen hat die Volkshochschule von einer ländlichen Siedlung am östlichen Stadtrand von Malmö, Schwedens drittgrößter Stadt. Bis in die 1990er Jahre wurde hier Kreide abgebaut, heute findet sich in Kvarnby ein großer Golfklub, auf Koppeln zwischen Einfamilienhäusern stehen Pferde. Die einstige Dorfschule ist seit 1987 das Domizil des Projekts. Ein großer Garten umgibt das mit viel Rot verkleidete langgezogene Haupthaus am Kvarnbyvägen. Nach einem Brandanschlag im Oktober 2013 und einem weiteren Feuer infolge eines technischen Defekts Ende 2014 konnte dank Versicherung und Spenden, die aus dem ganzen Land kamen, bis zum Beginn das Herbstsemesters 2015 wiederaufgebaut und verschönert werden. Die anarcho-syndikalistische Gewerkschaft SAC hatte für die Kvarnby Folkhögskola extra Solipartys veranstaltet.

Vom Stortorget, dem großen Platz in Malmös Zentrum, fahren Busse nach Kvarnby, aber Rektor Henning Süssner Rubin hat es sich nicht nehmen lassen, mich in seinem 1988er Renault 5, einer kleinen eckigen Blechbüchse, abzuholen.

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