Politisch umkämpftes Feld

Henning Süssner Rubin über Kvarnby als besondere Schule für Menschen zwischen Malmö und Jokkmokk sowie neoliberale Angriffe auf die Bildung

Seit Jahren ist Schwedens Linkspartei Vänsterpartiet nicht mehr Träger von Kvarnby Folkhögskola in Malmö. Inwiefern ist Kvarnby weiter eine linke Schule, und wie ist jetzt das Verhältnis zur Partei?

Henning Süssner Rubin, geboren 1970 in Düsseldorf, ist Historiker und seit 2007 Rektor der Volkshochschule Kvarnby in der schwedischen Stadt Malmö. Dort sprach Peter Steiniger mit ihm.

Wir nennen uns bewusst »Die Schule der Linken«. Bis 1997 war die Linkspartei alleinige Besitzerin von Kvarnby und einer Schwesterschule in Motala in Östergötland. Doch die Stiftung, über die das lief, ging in Konkurs. Einige Jahre lang wollte die Gesamtpartei dann nichts mehr von den Schulen wissen. Ihre Strukturen hier in Südschweden hingegen haben sich stark bei uns engagiert. Die Schule in Motala andererseits hat mittlerweile aufgrund einer anderen Eigentümerstruktur den Anschluss an die linke Bewegung weitgehend verloren.

Das macht Kvarnby für Schweden mittlerweile einzigartig. Wem gehört diese Institution heute?

Die Schule gehört einer Genossenschaft mit derzeit 178 Anteilsbesitzern. Davon entfallen zurzeit 38 Anteile auf Organisationen, der Rest auf Privatpersonen. Hauptsächlich, aber nicht nur, sind Strukturen der Linkspartei aus mehreren Distrikten, Landesverbände würde man in Deutschland sagen, und des Jugendverbandes Ung Vänster an Kvarnby beteiligt. Zu den Trägern gehören aber auch andere, kleinere Linksparteien, die syndikalistische Gewerkschaft SAC und ihr Jugendverband, Solidaritäts- und Umweltorganisationen.

Welche Rolle spielt Kvarnby für Malmös linke Szene?

Die Antifa und andere Gruppen, mit denen ABF nicht so gern zu tun hat, können sich bei uns treffen und ihre Versammlungen abhalten. Auch die Träger der Schule nutzen unsere Räumlichkeiten dafür gern. Sie sind natürlich sehr willkommen und auch, dass sie ihre Materialien hierlassen. Damit die Leute, die hier im Alltag an der Schule herumspringen – Studierende, Lehrkräfte und Angestellte – auch mitkriegen, wer sich am Abend hier tummelt und warum.

Wie steht es mit den Kooperationen über Schweden hinaus?

Bereits seit 2012 kooperieren wir mit der Universität in Cienfuegos und schicken schwedische Studenten zum Spanischlernen nach Kuba. In Kvarnby bereiten wir sie auf den Aufenthalt dort vor. Zustande gekommen ist diese Partnerschaft über den schwedisch-kubanischen Freundschaftsverein, einer unserer Träger. Zurzeit pausiert das Projekt wegen Covid, wir hoffen, dass das im Herbst des kommenden Jahres wieder anlaufen kann. Eine enge Verbindung pflegen wir zum finnischen Bildungsverband KSL, der dem Linksbund nahesteht.

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