Damals – heute: Boxhagener Platz

Anfang Februar 1952 knipste Eleonore Stenzel (Foto-Schröder, Frankfurter Allee) das Schaufenster des Friedrichshainer SPD-Parteibüros in der Krossener Straße 22, wo „Freie Wahlen in ganz Berlin“ als „Erster Schritt zur deutschen Einheit“ postuliert wurden.

Auf Weisung der Besatzungsmacht besaß die SPD von Groß-Berlin seit 1947 in der Krossener Straße 22 ein Büro für den Kreis 5 (Friedrichshain), das sie zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt nutzte. Der Kreisvorsitzende Kurt „Kutte“ Neubauer (1922–2012) war am 1. Februar 1952 zu einem Berliner Vertreter im Bundestag bestimmt worden. Bis zum Mauerbau 1961 konnte sich seine Partei aufgrund des alliierten Status der Stadt auch im Ostteil Berlins, seit 1949 DDR-Hauptstadt, betätigen. Neubauer wurde 1967 Innensenator von Westberlin und seine Front die linke Studentenbewegung.

Nach einer halben Drehung lichtete Stenzel auch den Boxhagener Platz mit der hier zu sehenden Gegenpropaganda ab. Die Forderung nach einem einheitlichen Deutschland ist dabei an eine klitzekleine Vorbedingung geknüpft. Das Mietshaus Grünberger Straße 71 an der Ecke Gabriel-Max-Straße wurde als einziges am Platz im Krieg total zerstört. Im Hintergrund lassen sich die Buden des Wochenmarktes ausmachen.

72 Jahre später verstellen an Markttagen Stände in der Krossener Straße diesen Blick. Die Parkanlage wurde in der Nachkriegszeit mehrfach umgestaltet und die Satteldächer vortäuschenden Berliner Dächer der Gebäude gegenüber sind mittlerweile zu Dachgeschosswohnungen ausgebaut worden.