Bisher haben wir es für den Frieden getan und stets und ständig gegen Nazis. Ficken für den Klimaschutz ist nur folgerichtig. Lust- kontra Klimakiller: Die „weltweit ersten klimaneutralen Kondome“ möchte uns dazu die Kölner lebenslust GmbH überstülpen.
Denn fünf Millionen jährlich dort produzierte „Lümmeltüten“ besorgen es auch Mutter Natur ordentlich. Einen Kompensationsbedarf von 400 Tonnen CO2 hat eine Analyse der atmosfair gGmbH ermittelt. Die Zigarette danach nicht mitgerechnet.
Dennoch dringt die Studie tief in die Materie ein. Sowohl der Transport des Naturkautschuks als auch die Herstellung der Verpackung sind erfaßt. Auch das bunte Treiben „der lebenslust GmbH selbst und ihrer Mitarbeiter“ wurde einbezogen. Umweltsünden, die zum Himmel stöhnen. Daher wird ein Anteil aus dem Überzieher-Handel umgelegt – für Klimaschutzprojekte in Mecklenburg und Südindien. Auf die Idee, in diese Brennpunkte der Dritten Welt einfach Kondome zu schicken, sind die Gummi-Macher nicht gekommen. Bedauerlich, denn gerade Kinder schlagen sich in der Klimabilanz verheerend nieder. Kinder sind die Autofahrer und Brandroder von morgen.

Statt dessen sollen Solarkocher angeschafft und Bäume gepflanzt werden. Damit es genug Holz vor der Hütte gibt. Mach’s fair: Wenn der Lümmeltüten-Absatz auch in der Krise nicht erschlafft, ist allen geholfen. Und endlich kann Mann sich zumindest ökologisch ­guten Gewissens wild durch die Botanik bumsen.

Doch die Verantwortung für die Verhütung des Klimainfarkts soll nicht allein Männern überlassen bleiben. Um Schadstoffe auch direkt abzubauen, stehen die Geschmacksrichtungen Ozon, Braunkohle und Fluorkohlenwasserstoff vor der Markteinführung. Wer sich für die fairen Pariser nicht öffnen möchte, ist ökologisch verklemmt. Denn Umweltbewegung ist eine gute Sache – sie muß nur rhythmisch sein. Make love, not smog!

Von Peter Steiniger. Quelle: https://www.jungewelt.de/2009/08-20/038.php