Damals – heute: Ecke Kinzigstraße

Vor zwei Jahrzehnten vertraute mir Eleonore Stenzel eine Fotos und Negative aus der unmittelbaren Nachkriegszeit und den Aufbaujahren in Berlin-Friedrichshain an, um diese für die Nachwelt zu bewahren. Soweit ich weiß, war Eleonore bei Kriegsende bei „Foto u. Lichtdruck Schröder“ von Kurt Schröder in der Frankfurter Allee 61 (heute ist dort ein Neubau mit der Hausnummer 48) beschäftigt. Einige Häuser weiter, Ecke Kinzigstraße, entstand im Winter 1945/46 dieses Bild mit einem der vier Eingänge zum U-Bahnhof Samariterstraße auf. Das alltägliche Motiv drückt die Härte und Tristesse dieser Zeit an einem mir gut vertrauten Ort aus.

Die genaue Stelle zu ermitteln, war trotz der Hinweise auf ihrem Bild eine Herausforderung und erforderte einige Recherche anhand alter Stadtpläne und Adressbüchern für Berlin. Denn die Allee war nach dem Krieg eine Trümmerwüste und wurde auf diesem Abschnitt auf sehr unterschiedliche Art geflickt, erhaltene Gebäude sind nicht immer leicht wiederzuerkennen. Zudem ist die heutige Nummerierung der Häuser nicht mit früheren identisch.

Die rechts am Bildrand am damaligen Haus Nummer 296 beworbene Damenmäntel-Fabrik ist im Branchenverzeichnis des Amtliches Fernsprechbuchs für Berlin weder in der Ausgabe von 1941 noch in der von 1946 verzeichnet. Sie könnte in Verbindung mit dem im Branchen-Adressbuch 1946/47 auftauchenden Geschäft von Walter Biller für Damenmäntel, Kostüme und Kleider in der Frankfurter Allee 297 stehen (ab Ende 1949 lautete die Adresse Stalinallee 335). Gelernt habe ich auch, dass man damals bei Teenager-Mode gern auch von Backfisch-Kleidung sprach.

Auch nach dem Abzählen von Fenstern ist es mir schließlich gelungen, die Szene von genau derselben Position wie vor fast 77 Jahren festzuhalten. Auf den Winter wollte ich dafür aber nicht warten.