Landesvater des Tages: Horacio Cartes

Paraguay ist ein kleines Land im Herzen Südamerikas, nur wenig größer als Deutschland. Mit gerade sechs Millionen Einwohnern wimmelt es zwischen Concepción, Asunción und Encarnación nicht gerade vor Paraguayern. Um so mehr sind es eingefleischte Familienmenschen.

Da hier die Blutsbande nun einmal eng sind, sich viele Nasen gleichen, sollte Vetternwirtschaft – da die Regel – eigentlich keine Schande sein. Doch wie überall, so gibt es auch hier Kleinkarierte, die diese als dem allgemeinen Wohl abträglich ansehen und darauf bestehen, dass auch mal eine fremde Hand die andere wäscht. Und die das in Gesetze gießen.

thumbnail of jw-2017-02-06-cartesAuf Recht und Gesetz muss natürlich auch Paraguays Präsident Horacio Cartes achten. Seit 2013 ist er am Ruder, nachdem das Parlament geputscht, äh den Linken Fernando Lugo des Amtes enthoben hatte. Die Erneuerung des Rundfunkrates (Conser) stand jetzt auf Cartes’ Agenda. Das Gremium berät die Regierung bei der Regulierung der Telekommunikation. Dass in den Conser nur Vertreter von Cartes’ Colorado-Partei nahestehenden Medien gehören, versteht sich von selbst. Man füttert nicht die Hand, die einen schlägt. Und untereinander verwandt sein, das dürfen dessen Mitglieder leider nicht, bis zum vierten Grad reicht der Bann.

Viele Optionen bleiben da nicht übrig, im kleinen Paraguay, doch auch für den letzten Sitz fand sich noch eine einwandfrei gesetzeskonforme Lösung. Auf Ignacio Viveros Sánchez zeigte nun der Finger des Präsidenten, einen jüngeren Ableger aus dem Cartes-Clan. Der Rundfunkrat ist nun bestens dafür präpariert, den TV-Sendern von Unicanal möglichst viele Kanäle freizuhalten – ein Cartes-Familienstück, heißt es, was dessen offizieller Besitzer Javier Bernardes aber entschieden als Gerücht zurückweist, und was wir deshalb hier nicht weiterverbreiten wollen.

Von Peter Steiniger, erschienen in: junge Welt vom 06.02.2017, S. 8, Link