Filmtipp: Brasiliens Drama

Lässt sich Trump noch unterbieten? Die brasilianische Antwort heißt Bolsonaro. In ihrer Netflix-Doku „Am Rande der Demokratie“ zeichnet Petra Costa nach, wie die Gesellschaft in ihrer Heimat auf diesen Tiefpunkt zusteuerte. Die Regisseurin nimmt dabei besonders die Rolle der reichen Eliten in den Blick. Mit 36 Jahren ist Costa nur zwei Jahre älter als die erst 1985 vom Militär wieder zugelassene Demokratie. Entstanden ist ein beunruhigendes Porträt mit starken Bildern vom Niedergang der politischen Kultur. Darin verbindet Costa Zeitgeschichte mit Rückblicken auf das eigene Leben und den Untergrundkampf ihrer Eltern gegen die Diktatur.

Die Doku beginnt mit Lulas Abschied von politischen Weggefährten. Tausende versammeln sich Anfang April 2018 mit Lula in der Zentrale der Metallgewerkschaft bei São Paulo, um gegen die bevorstehende Verhaftung des früheren Präsidenten zu protestieren. Es ist der Schlusspunkt einer Ära. Mit dem Sturz von Dilma Rousseff 2016, der Nachfolgerin des ersten Arbeiterpräsidenten, bleibt ein gerechteres Brasilien wieder nur ein Traum. Kurzum: Eine eindrucksvolle Nahaufnahme der jüngeren Geschichte Brasiliens.

Von Peter Steiniger. Erschienen in ver.di Publik, Ausgabe 05/2019, International, Link

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The Edge Of Democracy: The doc is available at Netflix here.