Afrika im Sinn
Es gibt Bilder, die einen Ort verwandeln. Diese hier sind solche. Die Menschen und die Farben des südöstlichen Afrikas bringen die nüchternen Räume der Galerie in der Berliner Torstraße zum Leuchten. Ein Fest für die Sinne. Und jedes Bild spricht, erzählt eine Geschichte über die Menschen Moçambiques.
Die Stärke der Mütter begegnet uns genauso wie die Anmut der Tänzerin oder die Verlorenheit der arbeitslosen Schlosserin. Vor allem sind die Werke eine Hommage an die Frauen von Moçambique. Die gerade auch auf den zweiten Blick faszinieren. Sie strahlen neben Natürlichkeit und weiblicher Schönheit Würde aus. Der Maler Harald Heinke sieht ganz besonders in ihnen das fortschrittliche Element des Landes, das 1975 seine Unabhängigkeit von Portugal errang.
Von 1979 bis 1985 war Heinke als einer von Tausenden Entwicklungshelfern aus der DDR in Moçambique tätig. Im Auftrag der Liga für Völkerfreundschaft entstand unter dem Dach seiner Lehrwerkstatt der bildenden Kunst in Maputo ein Zentrum der Begegnung und gemeinsamer kreativer Arbeit für Maler, Cinéasten und andere künstlerisch Tätige. Und dies in schweren Zeiten: Den Versuch, nach der Abschüttelung des kolonialen Jochs einen sozialistischen Entwicklungsweg einzuschlagen, bezahlte Moçambique mit einem verheerenden, 16 Jahre währenden Bürgerkrieg. Es stand „na linha da frente“ – in vorderster Reihe der Konfrontation von jungen Nationalstaaten und Mandelas ANC mit Südafrikas brutalem Apartheidregime.
Der Kampf, mit Hoffnungen und Enttäuschungen, spiegelt sich in etlichen Porträts wider. Nie vordergründig, nie agitierend. Eine warmherzige Freundschaft zu Land und Leuten hat sich in Heinkes Malerei eingeschrieben. Eine solche verbindet ihn auch mit einem der namhaftesten bildenden Künstler Moçambiques, Mankeu Valente Mahumana, bekannt als Mankeu. Eine Beziehung, die sogar gemeinsame Arbeiten hervorbrachte und bis in die Gegenwart reicht. Folgerichtig komplettieren solche Bilder und typische Volksszenen von Mankeu die Berliner Ausstellung.
Von Peter Steiniger. Erschienen in junge Welt vom 30.4.2011, Beilage „faulheit & arbeit“, S. 4, Link