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Rückzugsort im Riesengebirge

„Im Frühling (1946) beschlossen Peter Steiniger und ich, zu Fuß nach Agnetendorf zu gehen oben über die Berge, um Gerhart Hauptmann zu besuchen, der sich von seinem Schlaganfall in Dresden in der Bombennacht, die er auf dem weißen Hirsch am Fenster des Hotels miterlebt, nicht mehr erholt hatte. Er lebte weiter im verbarrikadierten Wiesenstein mit einem gräulichen Pfleger, der die ganze Familie zittern ließ und später die Zofe und Sekretärin von Frau Hauptmann ehelichte und mit ihr in Berlin ein Buch schrieb, das ungefähr hieß: lieber 10 Jahre im Gefängnis, als bei Gerhart Hauptmann.“ Aus den Lebenserinnerungen von Sigrun Dreschel geb. von Unwerth (1916-2009). Die Rede ist von meinem Großvater Peter Alfons, dem späteren Völkerrechtler.

Am 6. Juni 1946 starb der Dramatiker und Schriftsteller Gerhart Hauptmann, den sein soziales Drama „Die Weber“ von 1892 über Deutschland hinaus bekannt gemacht hatte und dessen Werke auch in der Sowjetunion geachtet wurden, in seinem Haus „Wiesenstein“ im schlesischen Agnetendorf. Hauptmanns Sarg wurde mit einem durch die Rote Armee bereitgestellten Sonderzug in die Sowjetische Besatzungszone überführt, wo er auf der Insel Hiddensee beigesetzt wurde. Mit dem „Hauptmann-Transport“ kehrten auch die Steinigers zurück nach Deutschland. (Siehe: Klaus Steiniger im ND: Reise mit Hauptmanns Sarg)

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