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Schwestern, in eins nun die Hände

Harmonie prägte das Treffen der weiblichen Delegierten und interessierter Frauen und Männer am Donnerstag in der Werkstatt der Kulturen im Berliner Stadtteil Kreuzberg vor dem Vereinigungsparteitag von WASG und Linkspartei.PDS. Am Eingang wies ein Schild darauf hin, daß der Hebammenlehrgang eine Tür weiter zu finden sei. Den Geburtshelferinnen der neuen Linken dürfte klar sein, daß es wohl ein Junge wird.

Vor allem gestandene Aktivistinnen aus der bisherigen Linkspartei.PDS, den sozialen und anderen „Frauen-Zusammenhängen“ prägten das Auditorium der Veranstaltung. Unter dem etwas blumigen Motto „Brot und Rosen –­ ermutigen und selbst ermächtigen“ wurde für den Anspruch geworben, daß „eine linke Partei nur links ist, wenn sie feministisch ist“. Strenggenommen wäre an diesem Punkt die Messe eigentlich gelesen. Die Frauen setzen daher auf Fürstenerziehung – einen Lern- und Umdenkprozeß, der die Männer in der Partei mit einbezieht.

Zunächst waren Rückblicke angesagt: auf die ökonomische, persönliche und sexuelle Emanzipation von Frauen in der DDR, auf „große Vorschwestern“, wie Alexandra Kollontai und Clara Zetkin. Brigitte Triems, Vorsitzende des Demokratischen Frauenbundes, der als Interessenvertretung der ostdeutschen Frauen wirkt und wichtige Infrastruktur wie Frauenhäuser und Beratungsstellen aufrechterhält, appellierte an die Frauen in der neuen Linken, mit ihrer Organisation zusammenzuarbeiten. Immer wieder wurde von Rednerinnen an die Illusion erinnert, DDR-Errungenschaften in die neue Zeit hinüberretten zu können.

Mehr als ein hennaroter Farbtupfer in der Linken möchten die jüngeren Aktivistinnen sein. Das Klischee von den Alphamädchen mit der Powerfrau Merkel an der Spitze habe nichts mit der Wirklichkeit gemeinsam. Junge Frauen gehörten heute zur „Generation Praktikum“, zur „Generation Studiengebühren und Hartz IV“ – aber auch zur Protestgeneration von Heiligendamm.

Die Aufmerksamkeit der Medien galt indes weniger den Inhalten – etwa Fragen wie Mindestlohn, Kitas, Frauenarbeitslosigkeit –, sondern der Person Katja Kipping. Die von einer Herrenriege einst emporgehievte stellvertretende PDS-Vorsitzende sieht das „Problem der Hauptwiderspruchsfalle“ als längst nicht gelöst. Eine konsequente Quotierung in allen Führungspositionen werde weiter blockiert. Das männliche Triumvirat denke, daß es die Frauen mit repräsentiere. „Das tut es nicht“, stellte auch die sächsische Landesvorsitzende Cornelia Ernst klar. Aber allzu heftig brauchen die Platzhirsche in der Linken nicht zu zittern. Der feministischen Kampfansage fehlt es an Substanz – wie sich am Freitag schon zu Beginn des Parteitages zeigte, wird die Quote wohl eher ein Nebenwiderspruch bleiben

Von Peter Steiniger. Quelle: https://www.jungewelt.de/2007/06-16/036.php

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