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Reinemachefrau des Tages: Genossin Marta

Die Ausgangslage war famos: die niederträchtige Politik der Herrschenden breit abgelehnt, die Parteikasse gut gefüllt, sogar Auftritte im Fernsehen. Wie reife Äpfel sollten bei den Parlamentswahlen am 4. Oktober zig Wählerstimmen in den Schoß der PCTP-MRPP fallen. Die „Kommunistische Partei der portugiesischen Werktätigen – Mit revolutionären Zusatzstoffen“ zeigte in ihrem Wahlprogramm den Ausweg aus der Misere, in welche die Politik aller anderen Parteien das Land gestürzt hat. Portugal sollte nicht länger deutsche Kolonie sein. „Raus aus dem Euro! Tod den Verrätern!“ lauteten ihre plausiblen Losungen. Die schnöde Reaktion im Land zitterte bereits.

Und dann das: Mit wenig berauschenden 1,11 Prozent büßte die PCTP-MRPP gegenüber 2011 sogar 0,01 Prozentpunkte ein. Parteien mit ähnlichem ideologischem Sortiment und fünf Köpfen auf ihren Bannern anderswo würden bei dem Ergebnis wohl vor Lachen so wenig in den Schlaf finden wie ein deutscher Zahnarzt nach Rechnungslegung an seine Privatpatienten. Für die PCTP-MRPP im vorrevolutionären Portugal bedeuten fast 3.000 verlorene Stimmen nur bohrenden Schmerz. Die eigene wird in der Assembleia da República wieder nicht zu hören sein.

Eins ist klar: Hier ist Verrat im Spiel. Der ernüchternden Wahlnacht folgte die der langen Kommuniqués, wie jetzt bekannt wurde. Ein Trümmerhaufen ist zu bewältigen. An die Spitze des Aufräumkommandos setzte sich eine Genossin, die sich schlicht Marta nennt. Sie fand einen bodenlosen Abgrund aus Inkompetenz, Opportunismus und Antikommunismus vor. Der Generalsekretär selbst und sein engster Kreis verrieten die heiligsten Prinzipien. Das Reaktionäre fällt nicht von selbst: Ihrer Posten enthoben, dürfen sie demnächst Selbstkritik üben. Das tun sie besser gründlich. Wie der große Vorsitzende Mao sagte: „Es ist die gleiche Regel wie beim Bodenkehren – wo der Besen nicht hinkommt, wird der Staub nicht von selbst verschwinden.“ Schwing den Besen, Marta!

(pst), erschienen in: junge Welt vom 16. Oktober.2015, S.8, Link

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