Mehr als ein Dreivierteljahrhundert nach dem Zweiten Weltkrieg lassen sich im Stadtbild von Berlin an Lücken und Prothesen noch immer ihre amputierten Glieder und ausgeschlagenen Zähne ausmachen. Ganz besonders trifft das auf das Gebiet am Südende des Boulevards Friedrichstraße zu, nahe dem historischen Zeitungsviertel und angrenzend an den Regierungsbezirk der Reichshauptstadt rund um die Wilhelmstraße. Hier fanden bis zum 2. Mai 1945 die letzten erbitterten Kämpfe während der Schlacht um Berlin statt.
Der Belle-Alliance-Platz am Halleschen Tor in Kreuzberg (heute Mehringplatz) war zuvor bereits bei einem alliierten Luftangriff am 3. Februar 1945 restlos in Schutt und Asche gelegt worden. Das nach dem Vorbild die Piazza del Popolo in Rom errichtete Rondell war neben dem Leipziger und dem Pariser Platz einmal einer der drei repräsentativen Plätze der Stadt, angelegt unter dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. Mit der Friedenssäule im Mittelpunkt verherrlichte es den Sieg gegen Napoleon in der Schlacht bei Waterloo 1815 (in Preußen Schlacht von Belle-Alliance genannt, nach dem Hauptquartier des Franzosenkaisers während des Gemetzels).
Vom alten Glanz ist der Ort, der 1946 nach dem marxistischen Publizisten und Historiker Franz Mehring benannt wurde, bis heute weit entfernt. Erst Anfang der 1970er Jahre erfolgte eine Neubebauung der Brache mit zwei konzentrischen Ringen von Gebäuden nach den Vorgaben des sozialen Wohnungsbaus in Westberlin. Unter den vorhandenen gesellschaftlichen Bedingungen entwickelte sich die Gegend in den folgenden Jahrzehnten zum Problemviertel sozial Benachteiligter. Nun wird versucht, mit Quartiersmanagement, Milieuschutz und umfangreichen baulichen Verschönerungen die Lebens- und Wohnqualität am Mehringplatz zu verbessern.

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