Christian Carlsson und seine Mitstreiter sorgen sich um Schwedens Zukunft. Gleich an drei Fronten werde diese bedroht. Islamisten schleppten auf ihrer Flucht ins Abendland nicht nur eine mittelalterliche Bartmode ein, sondern auch das zugehörige Menschenbild.
Radikale Linksfeministen gefährdeten mit ihrem Quotendenken die wahre Gleichstellung von Frau und Mann. Und Putins Heere wollten das stolze Königreich in die kleinste, popligste Provinz im russischen Imperium verwandeln. Und das wäre Schweden ja wohl längst, ohne die guten alten USA.
Der aus Karlstad stammende Carlsson als gestern neugewählter Vorsitzender des christdemokratischen Jugendverbandes KDU will noch höhere Festungsmauern. Der KDU fordert eine glatte Verdopplung der Militärausgaben und Schwedens Mitgliedschaft in der NATO. Mehr Polizei und härtere Strafen sowieso. Die NATO-Debatte ist gerade das große Ding bei der konservativen Opposition. Die sogenannte „Partnerschaft für den Frieden“ mit dem Nordatlantikpakt reicht ihr nicht. Der verteidigungspolitische Sprecher der konservativen Moderaten, Ingmar Wallmark, möchte aus Stockholm ein Nein zur UN-Resolution für einen Kernwaffenstopp hören. Sonst wäre die Tür zur NATO zu. Bombensicher.
Mit etwas über 3.000 Mitgliedern ist Carlssons junge Garde nicht die schlagkräftigste. Die Mutterpartei KD bildet mit den Moderaten, dem Zentrum und den Liberalen die bürgerliche Koalition „Allianz“. Mehr Angst als vor den Russen sollten junge und alte Christdemokraten allerdings vor dem Wahlvolk haben. Seit 1998 ging es von Reichstag zu Reichstag bergab. 2014 schafften sie es gerade so über die Vier-Prozent-Hürde und sind nur noch mit 16 Abgeordneten im 349 Sitze zählenden Nationalparlament vertreten. Nach Umfragen würden sie derzeit durchfallen. Höchste Zeit also, besonders laut auf die rechte Pauke zu hauen. (pst)
Von Peter Steiniger, erschienen in: junge Welt vom 31.10.2016, S. 8, Link