Glückwunsch nach Brasilien. Der sogenannte Islamische Staat kann dort einpacken. Noch rechtzeitig vor dem Start der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro ist den wachsamen staatlichen Organen ein großer Wurf gelungen.
Bei einer landesweiten Operation an verstreuten Orten schnappten sich am Donnerstag 130 Polizisten zehn üble Burschen. #Allahuakbar, #Rio2016, #Krabumm: Die richtigen Suchwörter erwiesen sich als zielführend.
Seit April bereits hatte man die Bande im Visier, die so konspirativ vorging, dass sie von ihrer eigenen Existenz erst erfuhr, als Handschellen klickten. Verbunden jedenfalls war sie durch Internet und „soziale Medien“. Darunter Whatsapp, angeblich wasserdicht gegen Brasiliens staatliche Späher. Da hatten diese wohl Amtshilfe von der NSA. Dort sollen die zehn einen auf IS gemacht haben und die Untaten von Nizza und Orlando in dessen Namen geliked haben. Saudumm darf man sie also nennen, den Hühnerzüchter aus Morro Redondo im Hinterland von Rio Grande do Sul und seine virtuellen Bekanntschaften.
Die Gefahr war, folgt man Justizminister Alexandre de Moraes, ganz real: Für den Weg von der Meinung zur Absicht und dann zur Tat fehlte den bösen Buben nur noch ein wenig Know-how. Zum Beispiel ein Plan und die Mittel zu seiner Umsetzung. Nach Waffen fragten sie bei Dr. Google statt wie üblich an einer dunklen Straßenecke. Die meisten von ihnen hätten für ein Ticket ins ferne Rio noch ein wenig sparen müssen. Eine „amateurhafte Zelle“ nennt das der Minister. Ihre Zerstörung ist sein erster echter Erfolg. Für Profiterroristen fährt er größere Geschütze auf: 85.000 Polizisten und Soldaten sind zum Schutz der Spiele aufgeboten. Bombensicher ist: Brasiliens Interimsregierung kommt das Thema recht. Wenn sich im August die Augen der Welt auf Rio richten – wer redet da noch von Putsch?
Von Peter Steiniger, erschienen in: junge Welt vom 23.07.2016, S. 8, Link