Die bessere Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln aus eigener Produktion stellt eine der größten Herausforderungen für das überwiegend auf Importe angewiesene Kuba dar. Nach der letzten, katastrophalen Hurrikansaison, die einen Großteil der Ernte vernichtete, hat sich das Problem weiter verschärft. In der jetzigen Wiederaufbauphase – der sogenannten Recuperación – ist die internationale Zusammenarbeit bei der Erschließung von Kubas Potentialen noch wichtiger geworden.
Seit bereits 15 Jahren ist die Deutsche Welthungerhilfe (DWHH) auf der Insel vertreten. Sie ist eine der größten unabhängigen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe in Deutschland. Ihre Arbeit bestreitet sie vor allem mit privaten Spenden und Mitteln aus Programmen staatlicher Institutionen, der EU und der UNO. Sie folgt dem Prinzip einer langfristigen, gleichberechtigten Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen.
Am Anfang ging es vor allem um Nahrungsmittelhilfe während der akuten Krisenperiode. Mittlerweile steht die Unterstützung von Kooperativen und Kleinbauern bei der Produktion im Vordergrund. Schwerpunkte bilden die Vieh- und Milchwirtschaft und besonders die städtische Landwirtschaft. Damit sollen mehr lokale Nahrungsmittel auf die Märkte kommen und die Einkommen aus der Landarbeit erhöht werden. Die Agro Acción Alemana, welche die Projekte der Welthungerhilfe koordiniert, wirkt eng mit dem Nationalen Institut für Agrarwissenschaften (Instituto Nacional de Ciencias Agrícolas, INCA), dem Landwirtschaftsministerium, den lokalen Verwaltungen sowie Nichtregierungsorganisationen zusammen. Bereits 36 Projekte in einem Volumen von 22 Millionen Euro konnten so realisiert werden. Neben fachlicher Beratung und Technologieentwicklung geht es dabei in erster Linie um einen besseren Zugang zu landwirtschaftlichen Produktionsmitteln. In acht Provinzen gibt es hierzu laufende Projekte. In Havanna hat sich die DWHH um die Trinkwasserversorgung von Kindergärten verdient gemacht. In den letzten, besonders prekären Monaten war der Anbau von schnell wachsendem Gemüse und stärkehaltigen Pflanzen vordringlich. Außerdem wurde die Reparatur von Häusern und die Wiederherstellung der sozialen und produktiven Infrastruktur von Kooperativen unterstützt.
Die Arbeit der DWHH in Kuba trug dazu bei, die Lebensqualität von etwa 350000 Menschen nachhaltig zu verbessern. Die Organisation konnte bei ihrem Engagement in den letzten Jahren nicht auf Mittel der deutschen Regierung zählen. Seit 2003 existierte wegen diplomatischer Sanktionen der Europäischen Union auch keine offizielle Entwicklungszusammenarbeit mit der EU. Die kubanische Regierung ihrerseits verweigerte dieser eine bilaterale Kooperation. Im Laufe des Jahres 2008 wurde die Blockade aufgelöst. Statt Gratis-Belehrungen an die kubanische Politik gibt es nun auch wieder Geld aus humanitären Programmen. 25 bis 30 Millionen Euro stellt die EU dafür insgesamt zur Verfügung. Die Deutsche Welthungerhilfe ist daran bereits mit einem Projekt im Rahmen des ECO-Programms für nachhaltige Entwicklung beteiligt.
Welthungerhilfe / Agro Acción Alemana Oficina de Coordinación de Proyectos en Cuba c/o ACPA Calle 10 No. 351, e/ 15 y17 Plaza, Vedado CP.12300 La Habana, Cuba Tel./ Fax: +53-7-838 21 31 E-Mail: programa.cuba@welthungerhilfe.de Internet: www.welthungerhilfe.de
Aus: Edición especial, spanischsprachige Sonderausgabe der jW vom 04.02.2009 zur Buchmesse Havanna. Quelle: https://www.jungewelt.de/beilage/art/1941