Zum Inhalt springen

Gedenken an Bücherverbrennung

Mit zwei Veranstaltungen erinnerte das Jüdische Theater BIMAH Berlin an den 80. Jahrestag der Bücherverbrennungen in 22 deutschen Universitätsstädten im Frühjahr 1933. Bereits zum siebenten Mal stehen bei diesem jährlich wiederkehrenden Projekt Künstler und Politiker gemeinsam auf der Bühne, um jener Autoren zu gedenken, deren Werke von den Nazis geächtet, die verfolgt, ermordet oder ins Exil getrieben wurden.

2013 setzt es einen Akzent im Berliner Themenjahr „Zerstörte Vielfalt“, mit dem die Stadt beispielhaft Hunderte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens würdigt, die Opfer des antisemitischen Wahns wurden.

Landes- und Bundespolitiker von CDU, SPD, der Linken, Grünen und Piraten bildeten am Sonntag und Montag abend im Jüdischen Theater im Admiralspalast an der Friedrichstraße eine große Koalition des Gedenkens. Mit dabei auch die Fraktionsvorsitzenden von Linkspartei und SPD im Bundestag, Gregor Gysi und Frank-Walter Steinmeier, sowie der Berliner CDU-Chef Frank Henkel.

Das Jüdische Theater befindet sich seit 2011 an seiner jetzigen Spielstätte. BIMAH steht im Hebräischen für „kleine Bühne“ und den Platz des Predigers. Es versteht sich als Begegnungsstätte mit jüdischer Kultur im Geiste der Toleranz und Freundschaft. Auf dem Programm stehen szenische Lesungen und Kabarett ebenso wie Detektivstücke und musikalische Aufführungen.

Eingebettet in das Bühnenprogramm rezitierten die Volksvertreter aus den Werken bedeutender Künstlerinnen und Künstler der 20er und 30er Jahre: Nelly Sachs, Bertolt Brecht, Carl Zuckmayer, Joachim Ringelnatz, Kurt Tucholsky, Else Lasker-Schüler und vieler weiterer, nicht zu vergessen die wunderbare Poetin Mascha Kaléko. Einen ausdrucksstarken musikalischen Rahmen setzten die Opernsängerin Simone Kermes und Pianist Florian Fries.

In der Inszenierung von Intendant Dan Lahav ersteht das „Romanische Café“ am Kurfürstendamm wieder auf. Dort, wo sich heute das Europacenter befindet, war im Vorkriegsberlin ein Treffpunkt der Bohème. Hier, auch „Café Größenwahn“ genannt, ernannten die Maler und Schriftsteller den vorderen Raum zum „Nichtschwimmerbassin“, wo das gewöhnliche Publikum saß. Auch ohne politische Prominenz auf der Bühne lohnt es sich, dort Platz zu nehmen.

BIMAH – Jüdisches Theater Berlin (Premiere am 18.6.2013: Lotte Lenya – Kurt Weill, Szenische Erzählung)

Von Peter Steiniger. Quelle: Tageszeitung junge Welt, 11.06.2013, Nr. 134, S.4, Link

Kommentar verfassen