Não há Festa como esta – es gibt kein Fest wie dieses: Der selbstbewußte Slogan ist längst zu einer festen Redewendung geworden, wenn es um die „Festa do Avante!“ geht. Sie trägt den Namen der wöchentlich erscheinenden KP-Zeitung und wurde im Sommer 1976, zwei Jahre nach der antifaschistischen Nelkenrevolution, zum ersten Mal ausgerichtet. Es ist eine Party der Superlative und mit Abstand das größte politisch-kulturelle Ereignis in dem iberischen Land. Der Zulauf zur dreißigsten Auflage ging „an die Kapazitätsgrenzen unseres Geländes“, konnten die Organisatoren nicht ohne Stolz feststellen. Und das will etwas heißen: Soweit das Auge reicht, erstrecken sich zur Festzeit in der Quinta da Atalaia, am Tejoufer im südlichen Stadtgürtel Lissabons gelegen, die bunt dekorierten Bühnen, Restaurants, Pavillons und Stände.
Doch es sind nicht allein Größe und Vielfalt, die dem Fest seinen besonderen Charakter verleihen. Der Aufbau und die Durchführung werden fast ausschließlich unentgeltlich und von Freiwilligen geleistet – Mitglieder und Sympathisanten der KP und nicht zuletzt ihres Jugendverbandes JCP. Ein gemeinsames Projekt für Linke aller Generationen, für Arbeiter, Studierende, Künstler und Intellektuelle. „In einer Zeit, in der Egoismus propagiert wird, gibt dieses Fest ein Beispiel für solidarische und kollektive Arbeit“, brachte PKP-Generalsekretär Jerónimo de Sousa diese Besonderheit auf den Punkt.
Scharf rechnete der KP-Vorsitzende auf der von Zehntausenden besuchten und medial stark beachteten Abschlußkundgebung mit der aktuellen sozialistischen Regierung und ihrem Ministerpräsidenten José Sócrates ab. Sie bewege sich nicht nur in den Fußstapfen ihrer konservativen Vorgänger, sondern betreibe einen beschleunigten Abbau sozialer und politischer Rechte. Sócrates fungiere als „Schlüssel, der alle Türen öffnet, damit die Interessen des Großkapitals hindurchkönnen“. Unter dieser Regierung, die sich des Beifalls der Unternehmer und der Konservativen erfreue, sei die Arbeitslosigkeit auf eine halbe Million angestiegen, 58 Prozent der Erwerbslosen hätten keinen Anspruch auf Unterstützung und mehr als 750000 Menschen wären in prekären Beschäftigungsverhältnissen.
Portugal durchlebt seit der Jahrhundertwende eine tiefgreifende ökonomische und soziale Krise. Das Bruttosozialprodukt hinkt der Entwicklung der anderen europäischen Länder hinterher. Konservative wie sozialdemokratische Regierungen folgen unverdrossen dem Credo des Europäischen Stabilitätspaktes. Dabei wirkt die von der Sozialistischen Partei (PS) gestellte Regierung reibungslos mit dem Anfang des Jahres neu gewählten marktliberalen Staatspräsidenten Anìbal Cavaco Silva zusammen. Erstmals konnte ein Vertreter der Rechten in dieses Amt gelangen, nachdem die PS auf keinen gemeinsamen Kandidaten der Linken eingehen wollte. Auf der Agenda stehen weitere Privatisierungen staatlicher Unternehmen und der Schlüsselressourcen, ein fortgesetzter Abbau von Beschäftigtenrechten und der Leistungen für Arbeitslose sowie ein Generalangriff auf den öffentlichen Dienst. Exorbitanten Profiten steht eine immer weiter wachsende Armut gegenüber.
Der Zulauf zum Fest beschränkt sich längst nicht auf die eigene Klientel – es ist ein echtes Volksfest für alle und der Jugendtreff schlechthin. Sein politischer Charakter ist allerorten präsent, die Geschichte der Kommunistischen Partei und ihres politischen Kampfes werden ebenso wie tagespolitische Fragen in Foren und Ausstellungen behandelt, Losungen und Plakate finden sich an allen Ecken und Enden. Dabei kommt der Sozialismus nicht aus dem Sauertopf, sondern wird lustvoll und optimistisch als die bessere Zukunft buchstabiert.
Großgeschrieben werden der Internationalismus und die Solidarität. Dutzende Parteien und Bewegungen aus aller Welt waren mit Delegationen und Ständen vertreten. Für die Linksfraktion im Bundestag konnte der Abgeordnete Jan Korte Eindrücke sammeln. Am Stand der Linkspartei.PDS wurde drei Tage und Nächte debattiert, gefeiert und mit deutschem Bier der Marke Roter Oktober angestoßen. Auch die junge Welt fand hier ein interessiertes Publikum. Für einige deutsche Besucherinnen und Besucher war die jW eine schöne Extra-Überraschung auf einem Fest, wie es kein zweites gibt.
Von Peter Steiniger. Quelle: https://www.jungewelt.de/2006/09-09/029.php







