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Wer sich in Gefahr begibt …

Bei solchen Zahlen bleibt einem glatt die Luft weg: Allein in Europa ertrinken pro Jahr 35000 bis 40000 Menschen. Für andere Weltgegenden, besonders Afrika sowie die pazifischen Regionen, gehen Schätzungen von einem Vielfachen aus. Insgesamt kommen so weltweit jährlich bis zu 400000 Menschen ums Leben.

Zum Vergleich: Der große Tsunami nach dem Erdbeben im Indischen Ozean am 26. Dezember 2004 forderte etwa 230000 Tote. Solche Katastrophen mit riesigen Opferzahlen sind die – stets mögliche – Ausnahme. Kein Jahrhundertereignis sind „Monsterwellen“ wie jene, die im vergangenen Dezember an der Praia do Meco südlich von Lissabon gleich sechs Studenten das Leben kostete. In der Regel jedoch sind mit dem nassen Tod viele, viele einzelne Tragödien verbunden.

Der Aufgabe, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren, sie über Risiken im und am Wasser aufzuklären und das Schwimmen zu lehren, hat sich schon seit 100 Jahren die gemeinnützige Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) verschrieben, die größte Wasserrettungsorganisation der Welt. Leichtsinn, eine Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit, die Entfernung des Menschen von den Elementen der Natur zählt ihr Pressesprecher Martin Janssen zu den Ursachen solcher Unglücke. Daß deutlich mehr Männer als Frauen ertrinken, habe wohl damit zu tun, „daß die männliche Risikobereitschaft deutlich größer ist“.

In den hiesigen Medien belege das Thema, anders als im Ausland oder in internationalen Gremien, einen hinteren Platz. Auch, weil Deutschland bei Maßnahmen gegen das Ertrinken mit führend sei. „Ertrinken und Untergehen“ macht die offizielle Statistik hier für etwa 500 Todesfälle im Jahr verantwortlich. 80 Prozent ertrinken im Binnenland, oft in unbewachten Gewässern. Mehr für die Aufklärung und Sicherheit von Reisenden tun müßten die Touristiker, meint Janssen: „Da ist noch eine Menge Luft nach oben.“ Im übrigen: Jedes Gewässer habe gefährliche Regionen. Statt weit hinaus, könne man „für die Fitneß ebensogut parallel zur Uferlinie schwimmen“. Wichtig auch: Nie allein ins Wasser, für den Fall der Fälle. Einen dringenden Rat hat der DLRG-Mann für Eltern: „Immer in Griffweite sein, wenn sich kleine Kinder im und am Wasser tummeln.“ Das Frühschwimmerabzeichen „Seepferdchen“ sei kein Garant dafür, daß sie es selbst nach kurzen Strecken –etwa bei ablandigem Wind – wieder bis ans Ufer schafften.

www.dlrg.de

Weitere Infos für Badesicherheit: www.blausand.de

Von Peter Steiniger. Erschienen in: junge Welt vom 05.03.2014, jW-Spezial „Alternatives Reisen“, Seite 3, Link