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Jokkmokk gibt ein Beispiel

„Danke, aber nein, danke“: Die nordschwedische Kommune Jokkmokk zeigt Stockholm die kalte Schulter und verweigert die Mitarbeit an einem Projekt zur Förderung der „freiwilligen Rückwanderung“. Mit dem will die Regierung Menschen zur sogenannten Remigration in ihre Herkunftsländer bewegen.

In einem Brief teilte Bürgermeister Roland Boman mit, Jokkmokk lehne es ab, „die Kampagne zur Ausweisung von Menschen zu unterstützen, die arbeiten und zum Wohlstand beitragen.“ Weiter heißt es in dem Brief: „Jokkmokk sind WIR, nicht WIR und die. Jokkmokk sind WIR, unabhängig von Herkunft, Geburtsland oder Hautfarbe. Da unterscheidet sich Jokkmokk vom Menschenbild der Regierung.“ Man wolle Kräfte, die eine gegen Mitbürger gerichtete Politik vorantreiben, nicht unterstützen. Diese entspreche nicht den schwedischen Werten.

Jokkmokk ist über die Grenzen des Landes hinaus auch als Zentrum der samischen Kultur bekannt. Die Minderheitsregierung aus drei bürgerlichen Parteien unter Ministerpräsident Ulf Kristersson von der konservativen Moderaten Sammlungspartei wird im Reichstag von den rechtsnationalistischen Schwedendemokraten gestützt. Mit ihrer Kampagne übernimmt sie deren Positionen und sendet ein fremdenfeindliches Signal aus. Die Nationale Koordinatorin des Projekts Teresa Zetterblad spricht von einer Fehldeutung.

Um Menschen zum Verlassen des Landes zu bewegen, will Stockholm die „Rückkehrbeihilfe“ von derzeit umgerechnet 917 Euro für einen Erwachsenen ab dem kommenden Jahr auf mehr als 30.000 Euro erhöhen.

Nachdem sich weitere Kommunen in Nordschweden, darunter die Bergbaustadt Kiruna, dem Jokkmokker Weg angeschlossen haben, folgen auch solche in anderen Landesteilen. Das südschwedische Malmö verweigert ebenfalls die Mitwirkung an der Remigrationsinitiative der Regierung Kristersson. Genauso die Universitätsstädte Lund und Uppsala oder Östersund in Jämtland. „Wir brauchen alle, die hier wohnen und zu uns kommen wollen“, betonte dessen Stadtrat Effie Kourlos (Zentrumspartei) gegenüber dem Sender SVT.

Die Zeitung „Aftonbladet“ zitiert den Sozialdemokraten Lars-Gunnar Nordlander aus Härjedalen: „Das ist im Papierkorb gelandet.“ Ihm sei niemand bekannt sei, der deshalb verzweifelt ist, weil er nicht weiß, wie er in sein Herkunftsland zurückkehren soll. Ljusnasbergs Bürgermeisterin Natalie Hart betont: Schulen, Altenpflege, Vereine würden nicht ohne Menschen funktionieren, „die aus anderen Teilen der Welt hierhergekommen sind, um sich ein Leben aufzubauen.“

Foto: CC BY-SA 4.0 Mary McGuire/Wikimedia Commons

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